Günter Pappenheim zählte zu den jüngsten ehemaligen Buchenwaldhäftlingen und war einer der letzten Überlebenden des KZ. Er wurde im Jahr 2017 durch Erlass des Präsidenten der Französischen Republik zum Kommandeur der Ehrenlegion, der ranghöchsten staatlichen Auszeichnung Frankreichs, ernannt. Mit seinem Tod am 31. März 2021 endete nun sein unermüdlicher Einsatz für eine Welt des Friedens und der Freiheit.
Als Sohn von Ludwig Pappenheim, einem Juden, Sozialdemokraten und Kriegsgegner, der 1933 von den Nazis verhaftet, in den KZ Börgermoor verschleppt und dort als politischer Häftling im Januar 1934 ermordet worden ist, wurde auch Günter Pappenheim im 1943 von der Gestapo verhaftet, weil er einst französischen „Fremdarbeitern“ half. Er wurde der Teilnahme an einer antifaschistischen Widerstandsgruppe bezichtigt und in das KZ Buchenwald eingeliefert. Mit gerade mal 17 Jahren war er Häftling im Lager Buchenwald-Dora mit rotem Winkel gebrandmarkt, mit der Nummer 22512. Am 11. April 1945 erlebte er den Tag der Selbstbefreiung der Häftlinge. Kurz darauf ist er mit 21.000 Häftlingskameraden angetreten, um den Schwur zu leisten: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
In seinen Geburtsort Schmalkalden zurückgekehrt, setzte er sich gemeinsam mit den sozialdemokratischen Genossen seines Vaters für die Vereinigung von SPD und KPD ein, wirkte in der FDJ mit und arbeitete im Kreis Bad Salzungen.
In der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora rückten 1989/1990 die damals noch lebenden Häftlinge aus Ost- und Westdeutschland enger zusammen. Sie richteten ihre Anstrengungen auf den Erhalt der Gedenkstätte KZ Buchenwald. Seit 1990 besuchte Günter Pappenheim in seiner Heimat Thüringen, in Brandenburg und Berlin Schulklassen, berichtete von seiner Gefangenschaft im KZ Buchenwald. Er appellierte an die Jugendlichen, Rassenhass, Antisemitismus und neofaschistische Aktivitäten abzuwehren.
Günter Pappenheim wird uns allen als ein Mensch in Erinnerung bleiben, dem es stets darum ging, für andere einzustehen. Er hat seine Kraft und seine Fähigkeiten stets gegen Kriegsherrschaft und Gewalt eingesetzt. Deshalb wird er uns als ein Vorbild für alle Generationen in Erinnerung bleiben und als jemand, der sich für unsere Gemeinschaft verdient gemacht hat.
Er ruhe in Frieden.
Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Angehörigen.
Sven Herzberger
Bürgermeister