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Ein Rundgang durch Zeuthen

Mehr als 80 km Straßen von Zeuthen lassen sich an einem Tag nicht erwandern, man muss sie nach und nach erkunden.

Vom S-Bahnhof bis zur „Paul Dessau“ Gesamtschule

Als Ausgangspunkt bietet sich der S-Bahnhof im Zentrum des Ortes an. Der Bahnhof hat zwei Ausgänge: Richtung Eichwalde (Nordausgang) zur Ortsmitte, Richtung Königs Wusterhausen zum Ausgang Forstweg und Hankels Ablage. Wir wählen den rechten Nordaufgang und befinden uns in der Goethestraße mit mehreren kleinen Geschäften, halten uns an der Hauptstraße halb links und biegen in die Schulstraße ein.

Auf der linken Seite sehen wir das Dienstgebäude der Freiwilligen Feuerwehr von Zeuthen aus dem Jahr 1928, das als Ersatz für das ehemalige kleine Feuerwehrhaus in der Goethestraße diente. Der Feuerwehrverein Zeuthen führt jährlich ein Feuerwehrfest für die Bevölkerung Zeuthens und deren Gäste durch. Im Januar wird vor dem Feuerwehrgebäude das Knut-Fest gefeiert, wobei die trockenen Weihnachtsbäume verbrannt werden.  Wir überqueren das erste Mal den Selchower Flutgraben, der, von Teltow kommend, nach Unterquerung der Goethestraße im Zeuthener See mündet. Es ist bemerkenswert, dass dieser Graben auch das gereinigte Oberflächenwasser des Flughafens Schönefeld in den See einleitet.

Rechts vor uns befindet sich nun die Musikbetonte Gesamtschule „Paul Dessau“ mit gymnasialer Oberstufe. Die Schule wurde im Jahr 1932 eingeweiht, nachdem die alte Schule aus dem Jahr 1901 (das heutige Rathaus) die ständig wachsende Zahl der Schüler nicht mehr fassen konnte. Diese Schule wurde damals nach modernen Gesichtspunkten mit einer Turnhalle gebaut. Der Architekt sah schon vorher, dass es vielleicht eines Tages erforderlich sein konnte, das Gebäude zu erweitern. So entwarf er schon 1932 einen spiegelgleichen Weiterbau nach der anderen Seite, der auch notwendig wurde, für den aber keine Mittel zur Verfügung standen. So wurde lediglich ein Flachbau und ein Speisesaal hinzugefügt.

Die Schule trägt den Namen des Komponisten Paul Dessau, der in Zeuthen lebte und in dieser Schule Musikunterricht erteilte - sein Wohnhaus liegt in der Niederlausitzstraße. Da die Schule mit ihrer musikalischen Orientierung großen Zuspruch über die Ortsgrenzen hinaus fand, entschloss sich die Gemeinde, den Erweiterungsbau in Angriff zu nehmen. Er wurde im Jahr 2003 fertig gestellt und bietet jetzt ausreichend Möglichkeiten für die musische Bildung und die Arbeit in der gymnasialen Oberstufe. Die alte Sporthalle wurde umfunktioniert zu einer Caféteria, dafür entstand die neue Mehrzweckhalle, die sowohl alle Voraussetzungen für den Sportunterricht und sportliche Freizeittätigkeiten bietet, aber vor allem auch kulturellen und gesellschaftlichen Anliegen gerecht wird. Sie wurde im Frühjahr 2004 eingeweiht.

An der gegenüberliegenden Straßenseite erstreckt sich der Sportplatz der Gesamtschule.

Von der Wilhelm-Guthke-Straße bis zum Rathaus

Wir biegen nun in die Wilhelm-Guthke-Straße ein, benannt nach dem Kossäthen Guthke, der im 19. Jahrhundert zeitweise Gemeindevorsteher (Dorfschulze) war und für den Bau der Kirche Land zur Verfügung stellte. Diese Straße war die Voraussetzung für den Bau der Schule 1930, denn die Brücke über den Selchower Flutgraben war damals nur eine kleine Holzbrücke für Fußgänger. Die Straßen waren noch ungepflasterte Sandwege. Rechts von uns liegt der Friedhof von Zeuthen, auf dem das Grabmal des Assyrologen Meissner – eine Pyramide – zu sehen ist.

Wenig später taucht die Martin-Luther-Kirche vor uns auf. Diese Kirche wurde im Jahr 1914 eingeweiht. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten die Zeuthener Bürger in der Miersdorfer Kirche, bzw. in Behelfsräumen (Aula der Schule, später Friedhofskapelle) ihren Gottesdienst abhalten. Sie ist eine der letzten Jugendstilkirchen Deutschlands, denn nach dem ersten Weltkrieg gab es keine Jugendstilrichtung in der Kunst mehr. Der Architekt, Georg Büttner, hatte bereits mehrere Kirchen in Berlin und auch die in Wildau entworfen. Er fiel in den ersten Monaten des Krieges und erlebte die Fertigstellung nicht mehr. Der Innenraum der Kirche ist heute in seiner ursprünglichen Form wieder hergestellt, nachdem er Jahrzehnte mit einer einförmigen Grautönung getüncht war. So zeigt sie sich heute mit einer ansprechenden farbigen Innengestaltung. Die Apsis ist der Romanik entlehnt, ebenso der Altarraum und die Brauthalle, die Stützpfeiler verweisen in die Gotik, das Eingangsportal an die Renaissance, Orgelempore und Bänke an das Barock. 1986 wurde die ursprüngliche Innengestaltung im Jugendstil wieder in Angriff genommen. Der Kantatenchor veranstaltet regelmäßig Konzerte.

Neben der Kirche sehen wir das Rathaus der Gemeinde. Es wurde im Jahr 1901 als Schule für Zeuthen gebaut, so wurde das Gebäude auch bis zum Jahr 1932 genutzt. Dann wuchs die Schülerzahl so an, dass sich die Bürger eine neue Schule bauten.

Die Gemeindeverwaltung befindet sich seitdem in dieser alten Schule und konnte ihr zu kleines früheres Domizil am See - gegenüber auf dem Rathausplatz - aufgeben. Jetzt befindet sich dort eine Gaststätte direkt am See. Es lohnt sich ein Abstecher zum Seeblick vom Rathausplatz aus. Nach langen Bemühungen ist es gelungen, am Rathausplatz einen Anlegesteg für Ausflugsmotorschiffe (immer noch Dampfer genannt) zu errichten. Damit werden jetzt wieder Seerundfahrten ermöglicht.

Von der Schillerstraße bis zur Hertzogvilla

Unser Weg führt uns durch die Schillerstraße, wir sehen typische Siedlungshäuser aus den 20er Jahren  und in einer Nebenstraße (Niemöllerstraße) kann man ein Kupferhaus betrachten, eine Bauweise, die in den 20er Jahren des 20. Jahrhundert von Bauhausarchitekten entwickelt wurde. Es existieren noch zwei dieser Kupferhäuser in Zeuthen.

Wir kommen  an dem kleinen Gewerbegebiet vorbei. Hier ist ein sehr guter Radweg bis Eichwalde angelegt. Jetzt befinden wir uns im „Bayrische Viertel" von Zeuthen, biegen rechts in die Nürnberger Straße - später Mittenwalder Straße - ein.
Das „Bayrische Viertel“ wurde Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts parzelliert und erschlossen. Wir überqueren die Bamberger, die Würzburger und die Bayreuther Straße und kreuzen die Seestraße, die Hauptverbindungsstraße zwischen Berlin und Königs Wusterhausen.

Die Ruppiner Straße führt uns zur Havellandstraße und zum Zeuthener See, den wir von der Promenade am „Seegarten“ entlang betrachten können. Am Ende der Straße sehen wir die sogenannte „Hertzog-Villa“.

Dieses Gebäude wurde in den Jahren 1909/1910 von Rudolph Hertzog erbaut, der es seiner Verlobten Wally, einer geborenen Puttkamer, schenkte. Rudolph Hertzog besaß um die Jahrhundertwende das größte Kaufhaus in Berlin an der Breiten Straße und erwarb daneben noch zahlreiche weitere Gebäude im Zentrum der Stadt. Die Villa ist französischen Vorbildern nachgebildet mit einer Mischung aus Neobarock und Rokoko. Die Baukosten sollen vier Millionen Goldmark betragen haben. Nach dem zweiten Weltkrieg erwarb das Außenhandelsministerium der UdSSR die Villa und gestaltete sie zu einem Erholungszentrum um, zeitweise residierte der sowjetische Botschafter in dem Haus.  Ende der siebziger Jahre erhielt das Ministerium für Staatssicherheit die Villa und benutzte sie als Gästehaus für hochrangige ausländische Besucher. 1991 erwarb die Dussmann-Gruppe das Gebäude, rekonstruierte es mit großem Aufwand, so dass es heute in altem Glanz außen und innen wieder erstanden ist. Auch die Nachbargrundstücke wurden von Peter Dussmann erworben und dienen der Schulung der Mitarbeiter und als Gästehäuser des Unternehmens.

Auf der anderen Straßenseite liegt der ehemalige Diplomatenklub der DDR, der den Mitarbeitern der ausländischen Vertretungen Möglichkeiten für Treffen und Erholung bot. Hier entstand eine moderne Wohnsiedlung, die „Seegarten“ genannt wurde. Eine öffentliche Promenade führt am See entlang bis zum Ortsende von Zeuthen.

Von der Hertzogvilla bis zum Miersdorfer See

Der Rückweg führt uns entweder erneut durch das Bayrische Viertel bis zur Schillerstraße oder von der Niederlausitzstraße an einem neuen Wohngebiet und dem „Kunst-Café Kaiser“ vorbei in die Seestraße, von der sich reizvolle Blicke auf den See bieten, wobei auch am „Platz der Demokratie“ eine Rast am Seeufer eingelegt werden kann.

Wir gehen gegenüber in die Heinrich-Heine-Straße, die uns an der Anglersiedlung, an der Kindertagesstätte und einem Neubauviertel vorbeiführt. Wir sind wieder an der Schillerstrasse, die wir überqueren und weiter auch den Selchower Flutgraben.
Unmittelbar hinter der Flutgrabenbrücke erstreckt sich das Gelände einer Kleingartensiedlung, und nach dem Überqueren der Nordschranke führt rechts eine Straße zu einem weiteren Neubaugebiet an der Grenze zu Eichwalde und Schulzendorf, dem „Zeuthener Winkel“.

Anschließend gehen wir geradeaus weiter und befinden uns nach der Wiesenstraße im Waldgebiet  des Heidebergs gleichzeitig im Ortsteil Miersdorf. Hier wird der märkische Kiefernwald durch andere Baumbestände abgelöst (Buchen, Birken), und der Weg führt uns durch eine typische märkische Waldlandschaft. Auf dem höchsten Punkt des Heidebergs steht eine Relaisstation der Post, die als Orientierungspunkt dienen kann.

Am Ortsende erreichen wir die Waldpromenade. Schmale Rad- und Fußwege führen rechts zu den „Ringstraßen“. Eine Siedlungsform, die sich durch die Parzellierung in den 20er Jahren herausgebildet hat, um möglichst zahlreichen kauflustigen Berlinern ein Stück Land zu verschaffen. Es gibt im Ortsteil Miersdorf 14 solcher Ringe, die alle nach Baumarten benannt wurden. Die Grundstücke haben eine Größe von 700 bis 1000 qm, und auf manchen kann man noch die früheren Wohnlauben erkennen. Der Kiefernring tangiert die Grenzstraße, und diese führt uns zum Miersdorfer See.

Dieser See entstand um die Jahrhundertwende, als die an dieser Stelle gelegene Tongrube sich durch unerwartet schnellen Grundwassereinbruch füllte. Die kleine Insel in der Mitte des Sees besteht aus dem Abraum dieser Grube. Hinter dem See existierte einmal eine Ziegelei. Im 19. Jahrhundert wurde der Ton und der Sand mit einer Pferdeeisenbahn zur ersten Ziegelei am Zeuthener See transportiert.

Der Miersdorfer See ist heute eine beliebte Badeanstalt, selbst Angler versuchen ihr Glück. Der See hat einen natürlichen Zu- und Abfluß und außerdem noch eine künstliche Belüftung, so dass für eine gute Wasserqualität gesorgt ist.

Auf dem Gelände des Miersdorfer Sees findet zum Pfingstfest das beliebte Fischerfest statt.

Vom Wüstemarker Weg bis zum Höllengrund

Wer nun eine schöne Wanderung durch den Wald antreten will, der nimmt den Wüstemarker Weg, läßt den Sportplatz der „SG Eintracht Miersdorf“ links liegen und begibt sich geradeaus in den Wüstemarker Forst.

Das ist ein größeres Waldgebiet und gehörte bis zum 15. Jahrhundert zum Ort Gersdorf, der aber bereits in dieser Zeit wüst, d.h. unbewohnt war. In diesem Forst findet man die unterschiedlichsten Baumbestände, neben Kiefern und Buchen auch Eichen und Birken. Es gibt auch einen „Steinwald“, in dem die Findlinge der Eiszeit liegen, und einen „Ameisenwald“, wo sich zahlreiche Waldameisenvölker ihre Bauten errichteten. Im Spätsommer beginnt die Pilzernte im Forst, und manchmal trifft man auch auf Reh- und Schwarzwild.

Schließlich erreichen wir die B 179 und die Försterei Wüstemark, wo man in eine Kutsche einsteigen, Pony- und Pferdereiten probieren kann.

Der Rückweg nach Miersdorf führt uns am Mühlenberg vorbei zurück zum Miersdorfer See. Wir lassen den See hinter uns, überqueren die Kreuzung am EDEKA-Markt und den Ebbegraben, der sein Wasser aus dem Höllengrund speist. Links sehen wir das neue Dienstgebäude der Freiwilligen Feuerwehr von Miersdorf und rechts von der Straße führt ein schmaler Weg in den Höllengrund.

Der Höllengrund ist ein Naturschutzgebiet mit zahlreichen Arten der Flora und Fauna; ein romantisches und verwildertes Tal, das sich bis zum Pulverberg – früher Galgenberg - erstreckt. Ein sehr schöner Weg führt durch den Höllengrund über den Pulverberg zum erneuerten Kurpark des benachbarten Ortes Wildau.

Von der Schulzendorfer Straße bis zur Feldsteinkirche

An die Schulzendorfer Straße schließt sich die Dorfstraße von Miersdorf an. Links liegt der alte Gutshof, rechts die frühere Grundschule, die erst im Jahr 1995 durch eine neue „Grundschule am Wald“ in der Forstallee aufgegeben werden konnte, und jetzt eine Kindertagesstätte beherbergt. Die Gemeindebibliothek befindet sich daneben in dem rekonstruierten Tagelöhnerhaus, und gegenüber hat die Jugend des Ortes in ihrem Club ihr Domizil.

Und nun liegt sie vor uns, die Feldsteinkirche von Miersdorf, mitten im alten Dorfkern des Ortes. Bevor wir uns der Kirche zuwenden, werfen wir noch einen Blick nach rechts. Hinter dem Ehrenmal für die gefallenen Rotarmisten des zweiten Weltkrieges - es sind hier über 400 Soldaten beigesetzt - blickt das ehemalige Rathaus von Miersdorf herab. Es wurde im Jahr 1937 eingeweiht und diente bis zum Jahr 1957 der Gemeindeverwaltung von Miersdorf als Arbeitsstätte. Als sich 1957 beide Gemeinden zusammenschlossen, übernahm das Rathaus Zeuthen diese Aufgabe.

Dieses Rathaus wurde zu einer HNO-Klinik umfunktioniert, verfiel jedoch seit 1991 - weil die HNO-Klinik nach Königs Wusterhausen umziehen musste. Im Jahr 2003 wurde begonnen, dieses historische Gebäude auszubauen um altersgerechten Wohnraum zu schaffen.

Die Miersdorfer Kirche wurde im 13. oder 14. Jahrhundert erbaut. Das „romanische“ Eingangsportal entstand allerdings erst im 19. Jahrhundert. Rechts neben der Eingangstür ist ein Mühlstein eingemauert, dessen Bedeutung nicht eindeutig geklärt ist. Vielleicht ein alter Aberglaube, dass man in einen Kirchbau einen Teil eines bestehenden (lebendigen) Baues einarbeiten muss, um ihn vor Blitz und Unwetter zu schützen; vielleicht diente er aber auch als Ablage für Opfergaben, denn der Opfergebende musste sich hinknien vor der Kirche.
Der mit einer Feldsteinmauer umgebene Kirchhof diente noch 1870 der Beisetzung der Toten aus den drei Gemeinden Miersdorf, Zeuthen und Rauchfangswerder.

Jede Gemeinde hatte einen separierten Teil auf dem Kirchhof, die Edlen und Patrone wurden rechts neben dem Eingang beigesetzt, wenn sie nicht in einer Gruft im Kirchenschiff zur letzten Ruhe gebettet wurden. Auf dem Kirchhof ist leider nur eine Grabstätte erhalten. Die gusseiserne Grabplatte trägt die berührende Inschrift:

Sie wird uns unvergeßlich bleiben,
Die hier im Grabe schläft und ruht.
Ihr Bild so wie ihr thätig Treiben
Gab stets im Leben Trost und Muth.
Drum bringen wir zu Deinem Grabe
In Lieb' und Dank die kleine Gabe
Und bauen Dir dies Denkmal auf.


(Leider wurde die Grabplatte 1998 entwendet)

Die Kirche wurde mehrfach umgebaut und erweitert. Man erkennt heute noch die Erhöhung des Kirchenschiffes um einige Meter, um im Inneren Platz für eine Empore zu schaffen, denn zu dieser Zeit mussten die Gläubigen aus den drei genannten Gemeinden zum Gottesdienst nach Miersdorf kommen. 1920 erhöhte man den Turm um ein Stockwerk und baute eine Uhr ein. Nach einer Renovierung zeigt sich heute das Innere der Kirche in schlichter Einfachheit. Interessant sind die Orgel, ein Luther-Porträt an der Empore, ein Taufstein aus dem 17. Jahrhundert und eine Figurengruppe aus dem 14. und 15. Jahrhundert.

Der Dorfkern mit den alten Bauernhäusern wird in den nächsten Jahren sorgsam neu gestaltet, damit der ursprüngliche Charakter nicht verloren geht. Dazu gehört der alte Feuerwehrschuppen an der Spitze der Insel, der auch als Karzer in früherer Zeit benutzt wurde.

Von der Straße der Freiheit bis zum Fontaneplatz

Unser Weg führt uns nun weiter zur Straße der Freiheit, vorbei an der Höffner-Siedlung. Der Waldfriedhof liegt links an dieser Straße, und plötzlich befinden wir uns in Wildau, das hier mit dem Westkorso in das Zeuthener Territorium hineinragt. Am Ende des Westkorsos erreichen wir die Fontaneallee und damit den Zeuthener Ortsteil Hankels Ablage. Es besteht auch die Möglichkeit, am Ende der Dorfstraße den Hankelweg zu benutzen, um von der Teltow-“Hochfläche“ wieder in die Dahme-Niederung zu gelangen und über Bahn- und Rheinstraße Hankels Ablage zu erreichen.

Dieser Weg ist noch ein Stück ursprünglichen Sandweges, der früher als Viehtrift diente und bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Kirchsteig für die Siedler auf Hankels Ablage und aus Rauchfangswerder war. Wenn wir uns rechts in Richtung Wildau halten, kommen wir an die Fährstraße, an deren Ende die ehemalige Fährstelle Miersdorf-Werder liegt, einer Halbinsel jenseits der Dahme. Am anderen Ufer des Sees liegen Niederlehme, Ziegenhals und Schmöckwitz. Wenn wir uns links vom Westkorso in Richtung Zeuthen begeben, liegt am See der Fontaneplatz mit dem Fontanegedenkstein. Von hier aus bietet sich ein schöner Blick über den See nach Miersdorf-Werder und Rauchfangswerder, der südöstlichsten Spitze des Berliner Stadtbezirks Köpenick.

Der Fontanegedenkstein erinnert an den Aufenthalt des Dichters im Mai 1884 im Miersdorfer Ortsteil Hankels Ablage, wo er die Arbeiten an seinem Roman „Irrungen, Wirrungen“ abschloss und dieser Örtlichkeit ein literarisches Denkmal setzte. Der Name des Ortsteils stammt ab von der Fischerfamilie Hankel, die im 18. Jahrhundert auf dem See die Kleinfischerei (d.h. mit Reusen in den Uferzonen) für das Amt Waltersdorf der Königlichen Hofkammer betrieb. August Hankel sorgte im 19. Jahrhundert dafür, dass Zeuthen einen Halteplatz an der Berlin-Görlitzer-Bahn erhielt, der ebenfalls „Hankels Ablage“ genannt wurde (wie die damalige Poststation). „Ablage“ bedeutete einen Platz, auf dem vor allem Holz abgelagert wurde, um es dann auf dem Seeweg mit Schleppkähnen nach Berlin zu transportieren. Weitere Abnehmer befanden sich in Ost- und Westpreußen, Polen und Lippe.   Die gut situierten Neubürger Zeuthens aus Berlin verwahrten sich am Ende des 19. Jahrhunderts gegen die Postadresse „Ablage“, so dass Bahnhof und Post 1897 in „Zeuthen/Mark“ umbenannt wurden. Voraus ging für einige Jahre die Doppelbezeichnung des Haltepunktes „Hankels Ablage Zeuthen“. Immerhin lieferte Zeuthen in umfänglichem Maße Ziegel nach Berlin, die in den Gründerjahren dazu führten, dass Berlin zu einer Weltstadt wurde.

Von der Fontanealle bis zum Siegertplatz

Die Fontaneallee geht über in die Lindenallee, und schon bald zeigen sich die Gebäude des DESY- Zeuthen in der Helmholtz-Gemeinschaft, einem Forschungsinstitut für Hochenergiephysik. In diesem Institut wurde bereits vor 1945 Atomforschung (durch das damalige Postministerium!) betrieben, bis 1990 war es ein Institut der Akademie der Wissenschaften der DDR, jetzt gehört es zum DESY-Hamburg und besitzt umfangreiche internationale Verbindungen.

In Käppels ursprünglichem „Etablissement“ unmittelbar dahinter (in den 60er Jahren wegen Baufälligkeit abgerissen und eingeebnet) hatte 1884 und 1885 Theodor Fontane logiert. In der Cafeteria befindet sich eine Fontane-Ausstellung, die nach Anmeldung beim Pförtner (Tel.: 033762 / 770 ) besichtigt werden kann. Der Eingang befindet sich in der Platanenallee, die uns auch wieder an den See führt zur ehemaligen Fährstelle nach Rauchfangswerder.

Links beginnt die Eichenallee mit Villen aus der Besiedlungszeit Zeuthens, die Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurden, nachdem die Ziegelei, die dort stand, abgerissen worden war. Am Ende der Allee erreichen wir den Siegertplatz, benannt nach der alteingesessenen Kossäthenfamilie Siegert, die sich um Zeuthen verdient gemacht hat und u.a. diesen Platz aus ihrem Grundbesitz der Gemeinde für öffentliche Zwecke zur Verfügung stellte.

Vom Siegertplatz zurück zum S-Bahnhof

Am Siegertplatz mündet der Selchower Flutgraben in den Zeuthener See, und der Blick öffnet sich über zahlreiche Bootsstege verschiedener Segelvereine bis zur Schmöckwitzer Brücke.   Das letzte Stück unseres Weges führt uns durch die Dorfaue von Zeuthen, dem ältesten Teil des Ortes, denn an dieser Stelle siedelten sich wohl die ersten Slawen im 6. und 7. Jahrhundert an, die vor allem vom Fischfang und von der Bienenwirtschaft lebten. Jetzt sehen wir das Rathaus vor uns liegen, halten uns links, sehen das alte Postgebäude und können uns in verschiedenen Gaststätten niederlassen, um so gestärkt den Bahnhof wieder zu erreichen.

Ein alternativer Weg zum Bahnhof führt vom Siegertplatz - Ahornallee – Forstweg über die Schranke zum Bahnhof.

Auf der anderen Seite des Bahnhofs in der Miersdorfer Chaussee befinden sich noch zahlreiche Geschäfte, die Sparkasse, Gaststätten und die Postagentur. Im Forstweg 30 hat der Generationstreff und der Seniorenbeirat sein Domizil, und auch die Ortschronisten sind im gleichen Haus anzutreffen

H.-G. Schrader, Dr. J. Kleine, G. Mattern, J. Glock 1997;
Von den Ortschronisten überarbeitete Version vom März 2006, aktualisiert Juni 2013